Prokrastination

Prokrastination Ursachen – Prokrastination Beispiele – Prokrastination Therapie

Bisher gilt Prokrastination nicht als eine psychische Krankheit. Die sogenannte Aufschieberitis ist ein unnötiges Verschieben von Aufgaben auf später. Aber was hält Menschen von einer Aufgabe ab, warum verschieben sie Arbeit? Ist es nur das Unterschätzen der Auswirkungen? Ist es Gewohnheit? Oder ist es doch persönlichkeitsbedingt, das manche Menschen dazu bewegt, zeitlich bestimmte Handlungen später durchzuführen als eigentlich notwendig?

Prokrastination ist bisher nicht klassifiziert mit den gängigen Systemen psychischer Störungen. Deshalb sind auch bislang erst wenig systematisch evaluierte Behandlungsansätze kannt, die eine isolierte Aufschiebe-Symptomatik behandeln können. Es gibt bereits einige Ratgeber mit allgemeinen Tipps, wie man die Arbeiten effizienter anpackt, nur wissenschaftlich belegt ist deren Wirksamkeit bisher nicht. Eine Behandlung sollte zum Ziel haben, dass das persönliche Selbstmanagement besser funktioniert.

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Faulheit?

Da Prokrastination nicht als psychische Krankheit gilt, kommt eigentlich nur die Faulheit in Frage. Die Faulheit zählt in der christlichen Lehre zwar nicht, wie manchmal behauptet wird, zu Todsünden, aber ist eine der Hauptlaster. Laster sind in ihrem Wesen selbst keine Sünden, aber Charaktereigenschaften, die zu Sünden führen können. Man bezeichnet sie als Trägheit des Herzens und des Geistes.

Bei Trägheit erinnert man sich an die physikalische Definition der Trägheit, bei der jede Masse ihren Zustand so lange beibehält, bis eine äußere Kraft ihn verändert. Für den Faulen heißt das, dass er nur bei Einwirkung äußerer Energie aus seinem Stillstand herauskommt.

So muss man zu erkennen, welche Gewohnheit zum Beispiel den Bummelstudent in seinem Gleichgewicht des Aufschieben hält. Dann kann man die Bummelei und Gewohnheit durch Anwendung einer Gegenkraft aus der Arbeitsblockade lösen. Mögliche negative Kräfte wären eine Elternfigur, die übermächtig ist und die Angst vorm Versagen schürt oder ein Vorbild, dem man trotz Fleiß nicht gerecht werden kann oder ein Elternteil, das sich um die Kinder nicht kümmert.

Faulheit oder Krankheit

Prokrastination – Einfach nur Faulheit?

Da man in der Medizin oft statt Krankheit den Begriff Störung nutzt, weil er neutral ist, kann man Prokrastination als eine körperliche sowie psychische Störung definieren und die Symptome in der Gewohnheit aufzeigen. Die Symptome beeinträchtigen die entsprechende Person sehr in ihrem Wohl und ihrer Leistung. Die Ursachen können eine Gewohnheit oder innere oder äußerer Schädigung sein. Da dieser Zustand meist nicht selbstverschuldet ist und nicht jederzeit beendet werden kann aus eigener Kraft, ist das ein Teufelskreis ohne Erfolg.

Unsere Eltern trichterten uns das bekannte Sprichwort ein, was wir heute besorgen können, nicht auf morgen zu verschieben. Es ist leichter gesagt als getan. Es wird tatsächlich häufig als Faulheit abgetan und Verschieben ist so einfach, kann sich aber zur regelrechten Krankheit entwickeln: Eine chronische Aufschieberitis zeichnet sich aus durch kontraproduktives, überflüssiges sowie verzögerndes Verhalten.

Der Hang zum Aufschieben angeboren?

Studien Zwillingen haben gezeigt, dass der Hang zum Verschieben anscheinend genetisch veranlagt ist. Und dass diejenigen, die unangenehme Arbeit gerne vertagen, manchmal auch impulsiv regieren.

Hier bilden sich zwei Typen der Prokrastination aus: Eine Hälfte erledigt Dinge, die fertig werden sollen auf den letzten Drücker und verspürt dann eine riesige Euphoriewelle. Es muss ein Adrenalin-Hochgefühl sein, die Arbeit mit einer Nacht-oder-Nebel-Aktion noch fertigstellt zu haben. Das ist mit Gewohnheit oder sorgfältig geplanter sowie strukturierter Arbeit nicht zu erreichen. In kurzer Zeit viel zu leisten, schafft Kreativität und ist genialer als die fleißigen Bienchen, die den Erfolg mit Arbeit planen. Sie suchen den Kick sowie die Aufregung, etwas erst zu erledigen im letzten Moment und sich wie ein Held zu fühlen, wenn es dann geklappt hat. Der Druck motiviert, die Gewohnheit nicht. Wo bleibt da der Erfolg?

Die zweite Hälfte sind die Trödel-Profis, die packen Aufgaben nicht an, weil sie unangenehme Gefühle vermeiden wollen. Beispielsweise ist es der Frust, wenn die Englisch-Vokabeln nicht klappen. Dahinter steckt oft die Angst, zu versagen. Ein notorisches Verschieben zeigen oft Perfektionisten. Sie möchten den geschliffenen Aufsatz bringen oder fehlerfrei durch die Klassenarbeit kommen, drücken sich aber dann. Solange man noch nicht gestartet ist, hat man auch noch nicht versagt.
Die Vermeider mit dem Handlungsaufschub haben Angst zu Versagen, vertagen Dinge oder sie erledigen sie am liebsten gar nicht aus dem ungesunden Drang zum Perfekten. Der Druck verstärkt die Erregungsaufschiebung weiter bei ihnen sowie die Angst, anstatt Hilfe zu bieten.

Kern der Prokrastination ist, den Aufgaben mit der Erregungsaufschiebung auszuweichen. Dabei entstehen im Kopf des Betroffenen Gedanken, die die Arbeitsblockade verstärken und am Ausführen des Vorhaben hindern:

  • Ich muss erst in der Stimmung sein zur Erledigung des Vorhaben
  • Ich will es perfekt machen
  • Ich kann es besser zu einem späteren Zeitpunkt machen
  • Ich muss mich erst richtig darauf vorbereiten
  • Ich brauche ohnehin nicht lange dafür
  • Ich habe noch so viel Zeit

Allerdings sind diese Gründe in Wirklichkeit Ausreden, um Aufgaben nicht erledigen zu müssen. Ein häufiger Handlungsaufschub ist auch die Ausführung eines Vorhaben als Ersatz: Muss die Abrechnung unbedingt fertig werden oder ist die Prüfung so wichtig? Dann kann man doch stattdessen erst einmal die Küche reinigen oder im Facebook chatten, das sollte im Moment viel dringender sein. Vor allem vermitteln diese kleinen Aufgaben den sofortigen Erfolg im Vergleich zu schweren, großen Vorhaben. So kann man beliebig viel Zeit verbringen mit Ersatztätigkeiten, so lange alles Mögliche erledigt wird, nur eben die eigentliche Aufgabe nicht. Das ist dann klassische Aufschieberitis.

Ein Prokrastinator muss nicht faul sein

Prokrastination kann viele Ursachen haben

Selbst die Angst vor einem Erfolg kann ein Grund sein für Erregungsaufschiebung, Bummelei und Vertagung oder Null-Bock. Wenn man denkt, nach gutem Lernen könnte eine zwei drin sein, schreckt man vielleicht unbewusst zurück, weil möglicherweise die Eltern eine Eins fordern könnten. Da mit steigender Leistung auch der Druck zunimmt, versuchen manche Schüler einen Ausweg im Versagen: Wenn man weniger leistet, wird auch weniger Erfolg erwartet.

Der Bummelstudent

Wissenschaftler versuchen das Aufschiebeverhalten seit den 80er Jahren zu erforschen und kamen zu dem Resultat, dass Studenten vor allem leiden unter dem Phänomen der Arbeitsblockade, weil sie nach der Schule mit einem festen Stundenplan an der Uni ihren Tagesablauf manchmal ihrer der Arbeit auf einmal selbst regeln sowie langfristig Projekte organisieren müssen. Betroffen sind hier besonders die Studenten in den weniger durchorganisierten Geisteswissenschaften. Manche bezeichnen die Prokrastination daher auch als Studentensyndrom. Darunter leiden Männer häufiger als Frauen.

Prokrastinatinieren anstatt zu studieren

Manchmal prokrastinieren auch Studenten

Eine Formale Definition der Prokrastination

In Websters Wörterbuch kann man unter „procrastination“ nachlesen: die Handlung oder die Gewohnheit vom Aufschieben, oder das Vertagen auf einen zukünftigen Zeitpunkt.
Die Handlung oder Gewohnheit heißt, dass es ein bewusster und aktiver Akt ist der Vertagung. Damit ist ausgeschlossen, wenn jemand durch äußere Einwirkung oder höhere Gewalt gehindert wird an der Durchführung einer geplanten Aufgabe, zum Beispiel wegen eines Verkehrsstaus oder Verspätungen öffentlicher Verkehrsmittel.

In der Definition fehlt nur noch, dass es sich um ein unnötiges sowie meist irrationales Verschieben handelt: wenn jemand nur noch wenig Zeit hat für seine Prüfungsvorbereitungen und plötzlich seine Bücher sowie CDs unbedingt sortiert oder den Kühlschrank gründlich auswäscht. Zusammenfassend könnte die Aufschieberitis so definiert werden:

Häufiges oder gewohnheitsmäßiges Verhalten, das aktiv wie unnötig und irrational erforderliche, prioritäre Tätigkeiten zukünftiger Termine verschiebt, statt sie zu erledigen. Die Termine sind meist vage sowie unbestimmt wie das Manana-Prinzip. Bei diesen Vorhaben oder Aufgaben sind es sowohl Dinge, die von außen verlangt werden, als auch eigene wichtige Vorhaben. Statt die Aufgaben zu erledigen, widmet sich der Prokrastinator in seinem Verschieben einer Ersatzhandlung oder Arbeit, die häufig nicht wichtig sowie manchmal auch unsinnig sind.

Es gibt eine weitere interessante Definition der Prokrastination von Eric Hoover, ein Senior Author der New York Times in einem Artikel „Morgen, Ich liebe Dich!“: Man setzt Prioritäten, wenn man eine Aufgabe auswählt, wahrend man die andere in eine Warteposition bringt. So kann man auf seiner To-Do-Liste einen Punkt nach dem anderen erledigen. Wenn man aber diese Liste dauernd umorganisiert, so dass man gar nichts erledigen kann von ihr, dann ist das Prokrastination.

Arten der Prokrastination

Es gibt keine typische Erledigungsblockade. Letztlich kann das jeder Mensch und betreibt aktiv das Verschieben von Aufgaben oder Arbeit.

Einer Klassifizierung nähert man sich am besten, wenn man sich beide Extreme ansieht:
Der Nichtstuer: Er ist jemand, der absolut alles aufschieben muss und letztendlich nichts erledigen kann. Er bricht Schulen und Schulungen ab, verliert Jobs und Arbeit, weil er mit seiner Arbeitsblockade nichts fertig bringt.

Der Hyperaktive: Er ist jemand, der immer beschäftigt ist, er gönnt sich bei dem, was er macht keine Pausen und keine Ruhe, er macht aber nicht das, was eigentlich soll, beziehungsweise auch nicht, was er von sich selbst verlangt. Diese Person scheint recht viel Erfolg im Leben zu haben und auch seine Aufgaben managen zu können. Zum Beispiel ist er Leiter einer großen Firma oder hat eine erfolgreiche politische Karriere hinter sich, nur war sein komplettes berufliches Schaffen ein Verschieben von seinem eigentlichen Lebensziel, dass er mittlerweile verdrängt hat.

Das Manana-Prinzip

Das spanische Wort manana bedeutet zunächst nur „morgen“, es steht aber gleichzeitig für eine Lebensart sowie ein Prinzip. Als vage und unverbindliche Terminzusage und eine Vertröstung kann es Aufgaben oder Vorhaben verschieben auf den nächsten, übernächsten oder möglicherweise gar auf den Sankt Nimmerleinstag. Manana ist die spanische Entsprechung der Erledigungsblockade. Eine Eventualitäts-Manana-Taktik macht die eigentlich zu erbringende Arbeit und Leistung abhängig von einer anderen Handlung.

Beispiele:

Jemand hat erkannt, es wäre sinnvoll, dass er sich um einen neuen Job bemühen sollte. Statt sich aber zu bewerben, bucht er zunächst einmal bei der Volkshochschule einen Englischkurs, weil er der Meinung ist, dass er möglicherweise bessere Englischkenntnisse braucht.

Jemand möchte gerne einen Roman verfassen, statt aber loszulegen, meint er, er braucht dazu vorher noch ein Germanistikstudium.

Es ist sicher auch denkbar im Prinzip, dass eine Arbeit abhängig gemacht wird von einer ganzen Reihe anderer Aufgaben.

Beispiel:

Jemand möchte gerne heiraten, aber den Antrag will er seiner Angebetenen erst machen, wenn er sich in einer besseren finanzielle Situation befindet. Um diese Situation zu verbessern, braucht er einen besseren Job. So wartet er, bis er den neuen Job sowie genügend gespart hat. Für den geeigneten neuen Job braucht er aber unbedingt vorher noch sein Abitur, das er nachmachen muss. Abitur erledigen, dann Job, dann sparen und dann heiraten. Bis dahin ist seine Angebetete wahrscheinlich bereits vergeben und der Erfolg dahin bei dieser Erledigungsblockade.

Die Catch 22 Falle

Bei der Falle ist die Aufschieberitis und das Erledigen einer Aufgabe davon abhängig gemacht, dass von vornherein unerfüllbaren Vorbedingungen bestehen. Wenn die Person mit dem Englischkurs meint, sprach unbegabt zu sein, so dass der Kurs ohnehin nicht helfen wird, meldet sie sich auch gar nicht erst an. Da das aber die Vorbedingung für die Bewerbung war, kommt auch die Bewerbung für die neue Stelle nicht in Frage.

Der Name „Catch 22“ wurde geprägt durch den erfolgreichen Roman „Catch 22“, den Joseph Heller geschrieben hat. der Antikriegsroman erschien zunächst unter einem anderen Namen. Heller beschrieb die Absurdität des Krieges und des militärischen Handelns. Die Hauptfigur ist ein Bombenschütze, der nach Hause möchte. Er sollte mit anderen nach Sollerfüllung nach einer Anzahl Einsätzen entlassen werden. Da die Anzahl der Einsätze immer erhöht wird, bleibt die Entlassung ein Traum. Eine Alternative wäre allerdings eine Geisteskrankheit. Nach militaristischer Logik ist aber niemand geisteskrank, der behauptet, es zu sein. Niemand könnte sein Leben auf so intelligente Art versuchen zu retten, der geisteskrank ist.

Der Ursprung der Prokrastination

Der Schauspieler Peter Ustinov lieferte eine besonders schöne Formulierung für die Aufschieberitis und die Leute, die das Sprichwort bezeichnet. Er sagt, dass diejenigen, die etwas verschieben von heute auf morgen, dieselben sind, die es bereits vertagen wollten von gestern auf heute. Das könnte man bereits als informelle Definition der Prokrastination gelten lassen. Im Englischen wird der begriff mit einem „c“ geschrieben. Er stammt ursprünglich aus dem lateinischen Verb procrastinare, das bedeutet etwas vertagen oder verschieben: pro = vorwärts und cras = morgen. Die Menschen wurden allerdings lange vor den Römern bereits von der Arbeitsblockade geplagt. Wissenschaftler sehen schon in der Steinzeit einen Ursprung: Unsere in den Höhlen lebenden Vorfahren brauchten unmittelbare Belohnungen, da sie wussten, sie konnten jeden Moment sterben. Unsere Gesellschaft gewährt auf zukünftige Belohnungen Rabatt, eine Reaktion auf die aversiven Dinge, die ohnehin eine Bedeutung vermissen lassen. Andere Wissenschaftler gehen so weit zu sagen, dass die Aufschieberitis durch unsere Gesellschaft nicht nur erlaubt, sondern sogar ermutigt und belohnt wird, wie die Schlummertaste zeigt, die im Wecker steckt. Wenn auch die Ursprünge der Arbeitsblockade und das Verschieben auf die Ursprünge der Menschheitsgeschichte zurückgehen, sagt man, dass die Arbeitsblockade nicht vererbt ist, sie wird erlernt und dann zur Gewohnheit. Es gibt keine genetische Basis und auch keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wobei das Problem möglicherweise bei den Männern mehr mit Drogen oder Alkohol verbunden ist und die Frauen mehr Angst und Schüchternheit zeigen. Die deutsche Bezeichnung des Aufschiebeverhalten als Akt des Verschieben, Verschleppen und Aufschieben und Vertagen ist nicht zu 100 Prozent passend. Ein Zitat von Edward Young, einem englischen Dichter beleuchtet einen wesentlichen Aspekt der Aufschieberitis: Das Verschieben ist der Dieb der Zeit. Wobei auch die Umkehrung von Oscar Wilde einen Wahrheitsgehalt in sich birgt: Die Pünktlichkeit ist ein Dieb unserer Zeit.

Die Geschichte der Prokrastination

Studiert man wissenschaftliche Veröffentlichungen über die Arbeitsblockade, dazu populärwissenschaftliche Beiträge in Zeitungen sowie Zeitschriften über dieses Thema, kommt schnell die Frage auf, ob es nicht ein Phänomen unserer Zeit oder eventuell unseres Kulturkreises handelt. Wo Menschen, die in der Zeit angetrieben werden von Atomuhren und wo Computer Termine und Deadlines unbarmherzig überwachen, die Prokrastination möglicherweise als Ventil gefunden haben. Die Erledigungsblockade könnte aus dem Pünktlichkeitswahn geboren sein unserer Gesellschaft.

Es gibt sicher Zwänge in unserer hochtechnisierten Gesellschaft, die es früher nicht gab und die Missachtung von Deadlines kann durchaus großen wirtschaftlichen Schaden anrichten, wie es bei der Einführung der LKW-Maut verspätet passiert ist durch Toll Collect. In der einfachen, vorindustriellen Gesellschaft waren die wirtschaftlichen Aktivitäten nicht so stark verzahnt. In der Antike gab es allerdings auch bereits Zwänge. Der Feldherr musste sich darauf verlassen können, dass seine Truppen an den vorgesehenen Orten erschienen und ausgebildet waren. Die Farmer mussten ihre Silos zur Ernte fertiggestellt bekommen und die Erntearbeiter rechtzeitig und vollzählig eintreffen. Schon die Römer litten unter der Erledigungsblockade, das sieht man am Zitat Ciceros: Langsamkeit und Verschieben ist widerlich.

Persönlichkeitsbilder von Prokrastinatoren

Jeder kennt noch aus seiner Schulzeit den Spaß-Prokrastinator. Es gab wohl keine Klasse, die nicht einen Clown oder Spaßmacher hatte. Hinter der spaßigen Fassade auch auf Parties oder Festen verbarg sich ein Prokrastinator, der aus den Erfahrungen mit seiner Erledigungsblockade unterhaltsame Geschichten für andere machte: wenn sie zu spät zu wichtigen Veranstaltungen kamen oder zu spät irgendwo peinlich hereinplatzten und wenn es die eigene Hochzeit war.
Diese Rolle sicherte ihnen ein Ansehen unter ihren Freunden, so dass die Aufschieberits nicht als Charakterfehler erscheint, sondern die Erledigungsblockade wirkt als Teil ihrer schauspielerischen Leistung.

Der soziale Procrastinator kümmert sich um die Probleme anderer, diejenigen, die sich verrannt haben und nicht weiter kommen. Er fühlt sich selbst dadurch großartig und lenkt sich von seinem zwanghaften Handlungsaufschub ab.

Der Prokrastinator als Universalgenie versucht das Renaissance-Ideal zu verkörpern. Er will sein wie Leonardo da Vinci, der Maler und Bildhauer und Wissenschaftler sowie Erfinder war. Auf vielen verschiedenen Gebieten will er ein Könner sein. In der heutigen Zeit kann niemand ein Alleskönner sein, heute sind Spezialisierungen gefragt. Das allgemeine Wissen ist zu gewaltig geworden für einen allein. Daher muss dieser Mensch sein gesamtes Handeln und Gewohnheit dauernd zu verschieben, da ihm die Zeit fehlt, seine Ideen pünktlich zum Erfolg zu verwirklichen.

Der Karre-aus-dem-Dreck-Zieher fehlt in kaum einer Firma oder Verwaltung. Er scheint Wunder wirken zu können. In den letzten Stunden und Phasen eines Projektes, das kurz vor dem Scheitern scheint, zieht er es wieder aus dem Graben und erzielt mit einem immensem persönlichen Aufwand wie Überstunden und Wochenendarbeit einen Erfolg. Zu Beginn des Projektes und in der Mitte hat er das Projekt erst durch Gewohnheit und Aufschieben und Versagen in die missliche Lage geführt.

Prokrastination und Politik

Ein Aspekt der Handlungsblockade und des Vertagen findet sich allerdings selten in Fachbüchern sowie Artikeln über die Bummelei. Das Aufschieben ist nicht allein ein Problem der Individuen, sondern Gruppen sowie Firmen sind genauso betroffen, sogar ganze Gesellschaften sind involviert. Wie Krieg die Verallgemeinerung von Mord sowie Totschlag auf staatlichen Befehl darstellt, so gibt es für Menschen in Gruppen jeder Art eine Form von kollektiver Prokrastination.

So ist es möglich, dass erforderliche Gesetze nicht oder zu spät kommen, dass Firmen verschlafen, neue Märkte zu erschließen sowie ihre Produkte anzupassen den Wünschen der Konsumenten, dass Sportvereine es aufgeschoben haben, neuen Nachwuchs zu fördern. Wenn man eine Tageszeitung aufschlägt, kann man diese Liste mühelos erweitern.

Der Unterschied zum individuellen Verschieben ist allerdings die Bewertung. Die Entscheidung, wann und welche Aktion eines Staates Sinn macht, wird in der Regel politisch bewertet von Parteien und Lobbyisten, selbst wenn Wirtschaftswissenschaftler und die Wirtschaftsweisen den Eindruck machen, dass ihre Empfehlungen oder Prophezeiungen Gehör finden und es sich um wissenschaftliche Fakten handelt. Die Berechnungen mögen korrekt sein, aber die Annahmen, die die Basis der Berechnungen bilden, fußen auf der politischen Herkunft, die meist rein willkürlich sowie dogmatisch ist. In der Mathematik heißt es logisch: Aus „falsch“ kann man alles folgern, ohne dass die Folgerungen einen Bezug zur Realität haben müssen. Mit Statistik kann man sich alles in die Tasche Lügen.

Folgen sowie Konsequenzen der Prokrastination

Ein Aspekt der Arbeitsblockade sind die Folgen. Ein Grund ist sicher, dass die Betroffenen sich über die Konsequenzen keine Gedanken zu machen. Dies ist aber konträr zur allgemeinen Meinung. Viele denken, dass der Aufschieber mehr Druck braucht oder die häufig drastischen Konsequenzen sehen muss, dann läuft es wieder in geordneten Bahnen. Abhängig von den Ursachen kann das genau das Gegenteil bewirken. Es kann zur Verstärkung der Symptome oder einer ernsten Krise führen.

Die Konsequenzen der Aufschieberitis

Die Konsequenzen der Arbeitsblockade können sowohl im persönlichen Umfeld als auch im beruflichen oder schulischen Bereich liegen. Man verpasst eventuell den Anmeldetermin einer wichtigen Prüfung oder reicht Bewerbungsunterlagen zu spät ein. Man meldet sich nicht rechtzeitg auf eine Kleinanzeige einer freien Wohnung oder auf ein Verkaufsgesuch des Autos.

Die Konsequenzen können einen Ansehensverlust auslösen: Durch verpasste Deadlines oder nicht eingelöste Versprechen hat man unter Umständen bei seinen Mitmenschen einen Vertrauensverlust, der irreparabel ist. Ein Karriereknick mit finanziellen Nachteile kann entstehen. Bucht man einen Flug zu spät, droht ein höherer Preis. Hat die Prokrastination zum Jobverlust geführt oder zu Auftragsrückgängen bei Selbständigen, droht schlimmsten Falls Zahlungsunfähigkeit.

Wird der notwendige Zahnarztbesuch unnötig lange verschleppt, ist die Folge, dass ein Zahn oder mehrere nicht gerettet werden. Schlimmer ist sicher, wenn Symptome schwerer Erkrankungen ignoriert sowie ein erforderlicher Arztbesuch aufgeschoben wird.

Zu Anfang der Arbeitsblockade steht oft eine Unzufriedenheit, die sich steigern kann und in einer schweren Depression enden. Auch Realitätsverluste sind möglich, Betroffene filtern die Realität, dass Zusammenhänge zwischen der Gewohnheit und Reaktionen durch die Umwelt verschwinden.

Nach Jobverlust oder Verlust des Partners sowie nach der Scheidung kann es zu einer persönlichen Isolation kommen.

Lügengespinst

Wie ein Gespinst umgibt das Aufschieben ein dichter werdendes Netzwerk aus Verschweigen oder faulen Ausreden oder Notlügen, um abzulenken von dem schädlichen Verhalten. Ein Gespinst, dem man nur durch die Aufgabe der Arbeitsblockade entkommen könnte.

Kinder täuschen ihren Eltern vor, dass sie ihre Hausaufgaben machen oder ihre Vokabeln lernen und verschweigen dann mit einem schlechten Gewissen die schlechten Noten und lügen schließlich auf gezielte Fragen.

Die Behandlung der Prokrastination

Goethe sagt schon: Aus der Richtigkeit des Gedankens folgt die richtige Behandlung.
Die Gewohnheit der Vertagung zu durchbrechen zeigt sich vielfach als sehr schwierig und ähnlich problematisch einer Depression. Es ist, als wenn man jemandem, der aufschiebt sagt, er solle sich für sein Zeitmanagement einen Wochenplaner kaufen, genauso wie dem chronisch Depressiven zu empfehlen, fröhlich zu sein.

Kaum ein Mensch ist nicht in irgendeiner Form betroffen vom Aufschieben der Vorhaben oder des Vorhaben. Das Aufschieben scheint angeboren zu sein. Jeder schiebt dann und wann Aufgaben sowie Vorhaben vor sich her. In harmlosen Fällen lässt sich das Problem lösen mit Selbstanalyse sowie Bewusstwerdung der Zusammenhänge und folgender konsequenter Selbstdisziplin. Leider gibt es aber auch viele extreme Fälle: vor allem, wenn das Verhalten ernste Probleme auslöst im zwischenmenschlichen oder finanziellen Bereich, wo ohne professionelle Hilfe ein Erfolg eher unwahrscheinlich oder unmöglich ist. Psychologische Beratungsstellen helfen bei Beratung. Bei Ängsten und Depressionen übernehmen viele Krankenkassen die Kosten der Psychotherapie.

Die Lösung des Problems kann prinzipiell in drei Zuständen enden, ohne den Weg zu spezifizieren:

– Man schafft es, was man bisher aufgeschoben hatte: Steuererklärung fertigstellen oder Wohnung-, Keller aufräumen oder Roman schreiben.

– Man hält alles in der Schwebe sowie akzeptiert sein Verschieben. Dann geht man weiter um mit den negativen Folgen: Frust und Selbstverachtung oder kanalisiert sie in positive Bahnen. Es kann ja sein, dass jemand bereits mit dem Traum zufrieden ist, einen Roman zu schreiben, es aber eigentlich gar nicht richtig will. Diese Person erhält sich den Traum durch das weitere Aufschieben.

– Man ändert seine Vorhaben, das heißt man kappt die unsinnigen Ziele. Im einfachen Fall verzichtet man innerlich darauf, den Boden in der Garage zu fliesen. Im ernsten Fall wechselt man den Arbeitgeber oder das Arbeitsgebiet.

Der Weg zur Heilung – Tipps zur Therapie

Eine allgemeingültige Lösung zu finden ist schwierig, aber es gibt eine Menge Hilfen länger und kurzfristiger Art mit gezieltem Planen, Zeitmanagement und Selbstmanagement.

Drei Schritte zum Erfolg:

Phase eins: Die Ursachen hinterfragen – Warum schiebe ich die Aufgaben auf und warum will ich das Vorhaben vertagen?

Phase zwei: Finden der Lösungsansätze. Wen der Perfektionismus und die Gewohnheit hemmt, sollte Erwartungen herunterschrauben. Um Vertagung künftig zu vermieden, ist es wichtig zu organisieren, die Aufgabe planen und strukturieren. Hilfreich ist, die Vorhaben in Portionen aufzuteilen und zu überlegen, wie viel Zeit jeder Schritt benötigt.

Phase drei: Die Anwendung der neuen Strategien. Aus guten Vorsätzen muss ein realistischer Plan geworden sein, dann stehen die Chancen gut, die Erledigungsblockade in den Griff zu bekommen.

Der Siebe-Tage-Wochenplan

Der sieben Tage Plan heißt nicht, alle Ziele alle zu verfolgen sollen und auch nicht im selben zeitlichen Ablauf.

Montag: Bedeutung geben
Trachten Sie danach, der zu erledigenden Vorhaben eine Bedeutung zu geben. Listen Sie beispielsweise alle wichtigen Punkte stichwortartig auf, die bedeutungsvoll erscheinen. Welche Vorteile kann es Ihnen bringen, Ihre Gewohnheit zu ändern und Vorhaben fertig zu stellen?

Dienstag: Zerlegung
Zerlegen Sie die Aufgaben in kleine Einheiten, die Sie leichter fertig stellen können. Nehmen eine der kleinen Teilarbeiten und erledigen diese sofort. Das sollte etwas sein, was in kurzer Zeit fertig ist, eine Viertelstunde oder weniger. Freuen Sie sich am Erfolg, etwas vollbracht zu haben.

Mittwoch: Absichtserklärungen
Nehmen Sie kleine Karteikarten, auf denen Sie die kleinen Teilaufgaben vom „Dienstag“ aufschreiben. Auf der Karte steht, bis wann oder was Sie erledigen wollen.

Donnerstag: Veröffentlichung
Machen Sie Ihre Vorhaben öffentlich: Erzählen Sie Ihrem Ehepartner oder Lebensgefährten oder Eltern und Kindern, was Sie planen. Dadurch erhöhen sich die Chance, dass Sie Ihre Aufgaben durchziehen können. Sie sichern sich die Unterstützung Ihrer Umwelt.

Freitag: Belohnung
Finden Sie eine Belohnung für Ihren Erfolg, wenn Sie Ihre Aufgaben erledigt haben. Aber es sollte etwas Schönes sein, was Sie sich sonst nicht gönnen würden.

Samstag: Start
Starten Sie nun ohne Verzug. Stellen Sie sich vor, Sie müssen durch eine kalte Dusche. Arbeiten Sie schnell und zügig, sonst quälen Sie sich endlos. Stellen Sie den Erfolg und das warme Prickeln vor auf der Haut, wenn Sie es geschafft haben.

Sonntag: Die Anti Prokrastination – Widerstehen oder Ablassen
Die Anti Prokrastination meint, standhaft die Vorsätze durchzuziehen und diese konsequent umzusetzen. Sollte man allerdings feststellen, dass man warum auch immer die Aufgaben ohnehin nicht lösen kann oder will, ist es zwecklos, sich selbst etwas vormachen. Dann ist es besser, die Aufgaben oder Arbeit aufgeben, sie führt Sie sonst zu „ewiger“ Aufschieberitis.

Das BAR-Programm

B Bewusstheit
A Aktion
R Rechenschaft

B: Man macht sich bewusst über die eigentlichen Ursachen der Aufschieberitis, das heißt man hinterfragt die oberflächlichen sowie fadenscheinigen Gründe.

A: Aus der Analyse sowie Bewusstmachung der Ursachen, kann man konkrete Schritte und Aktionen der Anti Prokrastination planen. Jeder Schritt der Abarbeitung der Aufgaben ist überprüfbar und muss zeitlich passen. Als Belohnung für den Erfolg kann man sich dann eine Aktion gönnen, die man vorher als Vorwand in seiner Gewohnheit zum Aufschieben genommen hatte.

R: Rechenschaft heißt, man analysiert die eigenen Fortschritte und führt in einem Tagebuch (Veränderungslogbuch) Protokoll, der Erfolg und das Ablegen der alten Gewohnheit wird schriftlich festgehalten.

Die Anti Prokrastination – Planen, Ausführen und Belohnen – Zeitmanagement und Selbstmanagement

– Realistisches vornehmen: Setzen Sie realistische Ziele, die auch wirklich erreichbar sind. Unrealistische Ziele führen zu Versagen, was wiederum zu weniger Motivation und Antrieb führt.

– In kleine Schritte aufteilen: Machen Sie nicht alles auf einmal. Teilen Sie Aufgaben auf (Selbstmanagement), die Sie rasch in einem Rutsch in kurzer Zeit erledigen.

– Prioritäten setzen: Planen Sie die Vorhaben nach Wichtigkeit. Gute Planung führt zum Erfolg, alte Gewohnheit nicht nur sehr selten.

– Zeitmanagement: Planen Sie, wie lange Sie brauchen, und verdoppeln dann die Zeitvorgabe.

– Eine Sache auf einmal: Planen Sie, sich nur eine Sache vorzunehmen, die Sie bisher aufschieben. Was ist am Wichtigsten? Erledigen Sie nur diese Sache. Priorisieren Sie.

– Positive Liste: Suchen Sie den Grund, die aufgeschobene Tätigkeit ausführen! Wo liegt der Gewinn, wenn Sie eine Aufgabe erledigen? Machen Sie eine Liste mit dem Warum. Halten Sie sich das Positive vor Augen, motivieren Sie sich, zeigen Sie Selbstmanagement und Zeitmanagement, planen und organisieren und terminieren Sie. Denken Sie an den Erfolg, den Gewinn. Betrachten SIe sich im Ergebnis, nicht im Prozess.

– Kein Perfektionismus, weniger Druck, Anti Prokrastination: vermeiden Sie, alles perfekt hin bekommen zu wolle. Vermeiden Sie es, Aufgaben von Stimmungen abhängig zu machen. Erlauben Sie sich Fehler, die sind menschlich und machen sympathisch. Sie brauchen nicht alles zu schaffen und auch nicht alles richtig machen.

– Erfolg belohnen: Belohnen Sie sich bei einem Erfolg mit etwas Schönem. Belohnen Sie sich, wenn Sie die Gewohnheit zu prokrastinieren abgeschüttelt haben.